Kein Zutritt für Hinterwäldler
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Broschur, mit farbiger Bildstrecke
312 Seiten
17,90 €(D)
ISBN 978-3-95575-006-0

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Kein Zutritt für Hinterwäldler

Roman

Jonnie Schulz

Hamburg im Jahre 2000. Vier Visionäre, von der Punkszene gelangweilt, schließen sich zur einzigen Country- und Western-Band von St. Pauli, Tennessee zusammen: die Butch Meier Band. Die linke Szene ist entsetzt: Schnurrbärte, Amerika-Verherrlichung, Mackertum! Doch die Band von Jonnie Schulz, Ted Memphis, Digger Barnes und Butch Meier lässt sich nicht ins Bockshorn jagen und macht alles, um die Entfaltung – den ultimativen Live-und-Kumpel-Kick – herbeizuführen: »Wir beschäftigten uns mit Musik, die niemand von uns zuvor gespielt hatte, zogen uns Klamotten an, die in unserem privaten Umfeld geächtet waren, und suchten Orte auf, an denen wir Angst hatten, zusammengeschlagen zu werden.«

Mit dem kometenhaften Aufstieg beginnen allerdings auch die Probleme in der Band ... »Kein Zutritt für Hinterwäldler« hält sich zu 73 % pedantisch an die Fakten, der Rest ist Countryfiction, ein Stahlbad in Wurst & Fleisch inklusive der ultimativen Senfkanone und die Bestandsaufnahme einfach jeder Mikroszene der Nullerjahre, die sich dem Trash verschrieben hat.

»Die Typen haben unseren Club ruiniert, dabei war der Sänger unser Türsteher. Auf einmal steht der auf der Bühne, grillt und grölt und ballert mit ’ner Senfkanone rum. Kurz darauf haben wir den Laden dann dichtgemacht. Seitdem ist in Hamburg nichts mehr los. Gut gemacht, Futsch Meier.«
– Tino Hanekamp

»Klug, witzig und eloquent vorgetragene Odyssee durch verschiedene musikalische Subkulturen, über die man eigentlich gar nichts mehr wissen wollte. Doch dann hat es sich einfach entfaltet …«
– Nagel (Musiker, Autor, Künstler)

Leseprobe

»My name is Butch Meier and I bring you: Fire!«
Das war der Einsatz zum Fire Meier. Hinter dem Schlagzeug explodierten die ersten Pyros und die ­Trinker fielen vor Schreck fast vom Hocker. Wir hatten am heutigen Abend dem Modell Funkenblitz vertraut und damit goldrichtig gelegen. Zwar machte die ­Feuersäule auch einiges her, sie erzielte aber niemals diesen Überraschungs­effekt.
Butch gab weiter Vollgas. Voller Hingabe schüttelte er die Magic Banana, eine Rassel in Bananenform, und steigerte sich in seinen unnachahmlichen Meier-Dance hinein. Bei diesem Tanz kombinierte er seitliche Ausfallschritte mit Oberkörperdrehungen und tauchte in der Mitte immer um mindestens 50 Zentimeter ab. Wie alles in seinem Leben war auch dieser Move vom Kampfsport inspiriert. Mit dem Schwung eines ­Eisbären aus den Beinen konnte man auch schwerere Gegner einfach mal die Treppe runterschubsen und später vor Gericht behaupten, man habe das gar nicht gewollt.
Der Meier-Dance erzeugte auch auf kleinstem Raum maximale Energie und riss uns alle mit. Plötzlich war eine enorme Spielfreude zu spüren, mit der noch vor fünf Minuten niemand gerechnet hatte. Enthusiastisch drosch ich mit den Besen auf das Schlagzeug und ­beob­achtete dabei meine Mitmusiker. Voller Elan griff Ted in die Saiten und Digger wirkte geradezu entrückt. Jedes Instrument klang für sich schon perfekt, doch zusammen erzeugten sie eine unglaubliche Energie, obwohl wir uns nur knapp oberhalb der Zimmerlautstärke befanden.
Als der Fire Meier vorüber war, schallte uns lautstarker Jubel entgegen und hier und da hörte ich ein verhaltenes Kichern.
»The next song is for people who think that life sucks. I tell you: You can win, if you want. And if you want it, 
you will win!«
Keine Zeit zum Durchatmen, wir begannen mit dem nächsten Lied. Da vollzog sich das Wunder: Die Trinker standen von ihren Barhockern auf, kamen zum ­Bühnenrand und glotzten uns nun aus nächster Nähe fassungslos an. Köpfe wurden geschüttelt, man rang nach Atem. Auf solch einen dummdreisten Auftritt war anscheinend niemand vorbereitet gewesen. Wir hatten sie. Wir hatten sie von der ersten Minute an. Das war hier die Nacht der Nächte: Big City Nights in der holländischen Kleinstadt vor knapp 15 Zuschauern.
Die Reaktion des Publikums überraschte nun wiederum uns, hatten wir doch felsenfest damit gerechnet, dass die Trinker unter keinen Umständen die Wand ­hinter dem Tresen aus den Augen lassen würden. Doch jetzt war der Alkoholikerfrust einem Kinder­geburtstag mit Ringelpiez gewichen. Die Leute tanzten und fielen sich gegenseitig in die Arme, dabei wendeten sie aber niemals den Blick von der Bühne ab. Selbst ­diejenigen, die sich an uns vorbeigedrängt hatten, um auszutreten, ließen uns nicht aus den Augen. Zum Glück waren ja die Klotüren ausgehängt.

Ich scheiß auf deutsche Texte
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